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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 61

1880 - Halle : Anton
61 indem man sagte, der einzelne Mönch dürfe allerdings Mn irdisches Gut besitzen, wohl aber die Gesammtheit der Mönche oder das ganze Kloster. Dieser große, oft übermäßige Reichthum wirkte jedoch nicht segensreich. Das alte Gebot der strengen Lebensweise, der einfachen Kleidung und mäßigen Nahrung wurde nicht mehr beachtet; die Mönche lebten weltlicher und üppiger als andre Leute; ja Anstand und Sittlichkeit vergaßen sie oft ganz, so daß ein Schriftsteller aus jener Zeit klagt, der Teufel schäme sich, eines Mönches Thaten auch nur zur denken. 5. Diesem weltlichen Treiben sollten zwei neue Mönchsorden entgegentreten, welche am Anfange des 13. Jahrhunderts gestiftet wurden. Nach ihren Stiftern nannte man sie Franziskaner und Dominikaner. Sie entsagten allem weltlichen Besitze und lebten nur von Almosen. Mit einer braunen Kutte bekleidet, welche ein Strick zusammenhielt, sammelten sie die milden Gaben selbst ein; deshalb hießen sie auch Bettelmönche. Die Dominikaner machten es sich namentlich zur Aufgabe, die „Ketzer" oder Andersgläubigen, d. H. diejenigen, welche in ihrem Glauben von der katholischen Kirchenlehre abwichen, zu bekehren. Ihnen wurden darum auch jene furchtbaren Ketzergerichte (— Inquisition) übertragen, welche die Aufspürung und Bestrasung der Ketzer zum Zweck hatten. Wer der Ketzerei verdächtig war oder derselben auch nur beschuldigt wurde, den warf man in's Gefängniß und marterte und folterte ihn so lange, bis er gestand, was man von ihm wissen wollte; dann wurde er auf dem Scheiterhaufen feierlich „zur Ehre Gottes" verbrannt. ____________________ Iii. Bürger und Bauern. 1. Früher waren die Städte mit festen Mauern umgeben; schwere, oft mit Eisenplatten beschlagene Thore führten aus der Stadt in's Freie. Rings um die Mauern waren tiefe Gräben gezogen, welche nicht feiten aus nahen Flüssen und Teichen mit Wasser gefüllt werden konnten. Ueber die Gräben führten Brücken, die, wenn Feinde kamen, emporgc-zogen wurden. Auf den Mauern und über den Thoren erhoben sich viereckig oder rund gebaute Thürme, oft wohl an hundert, von welchen man weit in die Gegend hinausschaueu konnte. 2)ie Städte glichen so den Burgen, und darum hießen ihre Bewohner „Bürger". Das Innere der Stlbte war meist eng, unbequem und unschön. Die Straßen waren zum größten Theil noch uuge-pslastert und der Weg oft so schmnzig, daß man nur in schweren Holzschuhen ihn betreten konnte. Allerlei Vieh trieb sich in den Straßen herum, selbst die Schweine wälzten sich in bcm Kothe berselben. Die Häuser waren meist von Holz gebaut und mit Stroh gebeckt; sie stauben mit ihren Langseiten neben einander und kehrten die Giebel der

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 65

1880 - Halle : Anton
65 von dem väterlichen Hofe (— Meierei) vertrieben und dieser mit dem herrschaftlichen vereinigt. Und eines) in den Fehden der Ritter unter einander hatte er arg zu leiden. Da die Burgen schwer zu erobern waren, so beschädigte man sich lieber gegenseitig die Dörfer, trieb die Viehherden fort, zerstörte die Feldfrüchte, verdarb die Wein - und Obsternte, ja ruinirte manchmal sogar die Aecker durch böswilliges Einsäen von Unkraut auf lange Zeiten hinaus. Mit den Kreuzzügeu wurde das Loos des Bauern etwas besser. Aus Befehl des Papstes mußte jedem Knechte, welcher das Kreuz nahm, um mit in das gelobte Land zu ziehen, von feinem Herrn die Freiheit gegeben werden. Dadurch erwarben Taufende Unabhängigkeit und Selbständigkeit. Im andern Falle schenkte wohl auch der Herr, ehe er selbst den Kreuzzug antrat, aus Frömmigkeit seinen Knechten die Freiheit — oder er starb im fremden Lande, und das benutzten dann viele seiner bisher dienstbaren Leute, um sich unabhängig zu machen. Andere Bauern suchten wohl auch bei einer benachbarten Stadt Schutz, zahlten ihr ein Schutzgeld und wurden dafür als Pfahlbürger angenommen. So bildete sich allmählich wieder ein Stand freier Bauern; doch ging es damit sehr langsam, und noch lange befand sich der Landmann im Zustande der Gedrücktheit und Schutzlosigkeit. Iv. Die Femgerichte. 1. Durch das Faustrecht war eine allgemeine Unsicherheit herbeigeführt worden; jeder that, wozu er die Macht hatte. Die eigentlichen Gerichte besaßen nur geringe Achtung; fast niemand kümmerte sich um den Spruch des Richters. Dadurch wurden die Femgerichte in's Dasein gerufen. Ihr Name stammt von dem altdeutschen Worte „verfemen", welches so viel als „verbannen, verfluchen" heißt. — Ursprünglich entstanden sie m Westfalen; in Dortmund war ihr Hauptsitz; allmählich breiteten sie sich aber über ganz Deutschland ans. — Eigentlich waren sie nur eine Fortsetzung der alten, von Karl dem Großen eingeführten Gaugerichte, in denen der Gaugraf im Namen des Kaisers Recht sprach. Deshalb und weil nur freie Männer zu Femrichtern gewählt werden durften, Hieß der Vorsitzende eines solchen Gerichts „Freigras", obschon er sehr oft nur ein einfacher Bauer war; die Richter nannte'man „Freischöffen"; der^Ort, wo das Gericht abgehalten wurde, hieß „Freistuhl". Die Schöffen erkannten sich unter einander an einem besonderen Gruße und an geheimen Zeichen; Gruß und Zeichen verstanden nur sie allein; deshalb nannte man sie auch „Wissende". Niemandem , selbjt Weib und Kind nicht, dursten sie die Geheimnisse und Beschlüsse des Gerichts offenbaren; mit furchtbarem Eibe mußten sie das bei ihrer Aufnahme geloben, und schreckliche Strafe war dem ge-broht, der biesen Eib brach: er sollte bet Hänbe und Augen beraubt, 5

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 64

1880 - Halle : Anton
64 kam er bald vorwärts, und die Söhne setzten des Vaters Geschäft mit so viel Glück fort, daß sie nur die reichen Fugger genannt wurden und daß es nicht leicht einen befahrenen Weg zur See oder zu Lande gab, auf dem sich nicht Fugger'sche Waaren befanden. Selbst die deutschen Kaiser wendeten sich an sie, wenn sie Geld brauchten, und erhoben sie zum Danke für die geleistete Hilfe in den Adelstand. — Als der spätere Kaiser Karl V. einst nach Augsburg kam, besuchte er auch den reichen Handelsherrn und entschuldigte sich bei ihm, daß er seine große Schutt) noch nicht habe abtragen können. Am andern Morgen fror es den an ein wärmeres Klima gewöhnten Kaiser. Fugger ließ sofort ein Kaminseuer anzünden, legte einige Bündel Zimmet, der damals entsetzlich theuer war (— ein Loth kostete einen Dukaten —), auf das Holz, nahm dann die Schuldverschreibung des Kaisers und zündete damit die dünnen Zimmetrollen an. — Als Karl später einmal den königlichen Schatz zu Paris besah, sagte er: „In Augsburg habe ich einen Leinweber, der das alles mit seinem Gelde bezahlen kann." Der in den Städten aufgehäufte Reichthum verleitete zu einem verschwenderischen, üppigen Leben. Man wohnte prächtiger, aß und trank mehr und besser und kleidete sich kostbarer. Die Frauen liebten es, in Kleidern und Mänteln einherzugehen, die so lang waren, daß ein oder zwei Diener die Schleppe nachtragen mußten; auch trugen sie gewaltig hohe Hauben aus dem Kopse. Bei den Männern wiederum waren Schuhe mit großen Schnäbeln Mode; die Größe dieser Schnäbel richtete sich nach dem Range der Personen; auch brachte man auf und an ihnen noch allerlei Thierfiguren und Schellen an, welche letztere durch ihr Geläute die Ankunft der Person ankündigten. (Man lebte damals „ans einem großen Fuße"). - Namentlich zeigte man den Reichthum auch bei Festlichkeiten aller Art; solche Familienfeste dauerten oft 8 Tage; Hunderte von Gästen wurden dazu eingeladen; Unmassen von Speisen und Getränken wurden dabei vertilgt. Und wenn auch die Obrigkeiten gegen solchen Unfug Gesetze erließen, so wurden dieselben doch nur wenig beachtet. 6. Um so schlimmer waren die Bauern ans dem Lande daran. Sie lebten in Unwissenheit und Aberglauben dahin. Einem Ritter oder Kloster leibeigen, gehörte der Ertrag ihrer Arbeit nicht einmal ihnen, sondern ihrem Herrn. Ihm hatten sie allerlei Dienste unentgeltlich zu leisten und vielfache Abgaben zu entrichten. Starb der Bauer oder seine Frau, so mußte ein Theil des Nachlasses', gewöhnlich die beste Kuh im Stalle, an den Herrn abgetreten werden; starb der Herr, so mußten ebenfalls Abgaben gezahlt werden; wollte der Bauer sich verheirathen, so mußte er wieder durch eine besondere Abgabe sich die Erlaubniß des Gutsherrn dazu erkaufen. Daneben galt es, eine Menge Dienste zu leisten, die nicht bezahlt wurden. „Die Männer mußten Fuhren und Botengänge thun, auf dem Hofe Wachten halten, Heu und Getreide mähen; die Weiber mußten Flachs brechen, spinnen, weben, waschen oder in der Herrenküche helfen". Ja, oft wurde der Bauer unter einem ganz nichtigen Verwände „abgemeiert", d. h.

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 33

1880 - Halle : Anton
33 beleidigt glaubte, so suchte er nicht bei dem verordneten Richter Hilfe, sondern verschaffte sich mit dem Schwerte in der Faust selbst sein Recht. Mit der 'zunehmenden innern Unordnung bildete sich so allmählich der Zustand des Faustrechts aus. Dabei erging es den gemeinen freien Leuten auf dem Lande am übelsten. Die großen Herren nahmen sich in ihren Kämpfen und Fehden nicht die Mühe, das Eigenthum derselben zu schonen. Die Saaten des Landmanns wurden von den Hufen der Pferde zertreten, ja Haus und Hof wurde nicht selten ein Raub der Flammen. Noch größeren Schaden brachten die Raubzüge der Normannen, Slaven und Ungarn: bei dem Mangel an festen Städten, in die sie sich hätten flüchten können, waren die Landbewohner der Raub- und Mordlust der wilden Feinde wehrlos preisgegeben. Nicht wenig drückend war für die nicht reich begüterten gemeinen Freien auch die Last des Heerbanns, d. h. die Pflicht, zur Kriegszeit dem Rufe des Königs zu folgen und das Baterland zu vertheidigen. Sold gab es nicht; dazu mußte jeder sich selbst bewaffnen und für feinen Unterhalt im Felde sorgen, und bei der langen Abwesenheit von Haus und Hos ging es daheim mit der Wirthschaft mehr und mehr rückwärts. Diese Uebelstände veranlaßten gar viele Freie, ihre Freiheit auszugeben und Leibeigene eines Ritters oder eines Klosters zu werden; denn nun mußte ihr Herr für ihren Schutz sorgen, und am Kriege brauchten sie auch nicht mehr thei(zunehmen, da ja nur Freie zum Waffendienst berechtigt und verpflichtet waren. Und wenn andre auch nicht gerade ganz und gar ihre Freiheit dahin geben mochten, so begaben sie sich doch wenigstens in den Schutz eines Ritters oder Klosters, leisteten dafür allerlei Dienste und Abgaben und wurden damit Halbfreie. Durch die Fehden der Ritter, durch die Raubz üge der Feinde und durch den beschwerlichen Heerbann wurde somit die Zahl der Freien vermindert; der Stand der freien Bauern und Bürger sank; Geistlichkeit und Adel gewannen die meiste Bedeutung. Unter dem letzten deutschen Karolinger, Ludwig dem Kinde, wurden diese Zustände immer schlimmer. Der Tod des Vaters hob den siebenjährigen Knaben aus den Thron; kaum 18 Jahre alt, starb er schon. Wohl durfte man damals klagen: „Wehe dem Lande, deß König ein Kind ist!" Mit Ludwig dem Kinde erlosch 911 das Karolingergeschlecht in Deutschland. Vii. Heinrich I. 1. Nach dem Ans sterben der Karolinger wählten die deutschen Fürsten den Frankenherzog Konrad zum König. Er regierte als Konrad I- von 911— 918. Umsonst war er be- 3

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 81

1880 - Halle : Anton
81 Sanftmüthige; er regierte von 1428 —1464. — Was Friedrich der Streitbare auf seinem Sterbebette vorausgesehen hatte, das ging jetzt in Erfüllung. Die Hussiten, die immer kühner und wilder und beutegieriger wurden, brachen in zahllosen Schaaren in Sachsen ein und durchzogen sengend und brennend, raubend und mordend das Land. Eine Menge Städte und Dörfer (— Riesa, Strehla, Döbeln, Colditz, Grimma, Oschatz, Waldenburg, Glauchau, Werdau, Reichenbach, Plauen zc.) gingen in Flammen auf; die Bergwerke wurden verschüttet, die Weinberge zu Grunde gerichtet; Männer, Weiber und Kinder wurden ohne Schonung niedergemetzelt, und auf unzähligen Wagen schleppten die Feinde die gemachte Beute mit sich fort. Erbarmen kannten sie nicht; nur einmal haben sie Gnade geübt. Eine Abtheilung der Hussiten kam in die Gegend von Kamenz, das damals allerdings noch nicht zu Sachsen gehörte; in dem nahegelegenen Walde hausten die schrecklichen Horden und bedrohten die vor Furcht und Angst zitternde Stadt. Da schickte man die Jugend hinaus; in demüthigem Aufzuge erschienen die Kinder vor dem feindlichen Führer und baten um Schonung der Stadt. Und wirklich fühlte er einmal ein menschliches Rühren und zog mit seinen Schaaren ab. Zum Andenken an diese fast wunderbare Errettung feiert man heute noch in Kamenz alljährlich auf einem freien Platze im Walde das „Forstfest", ein Volks- und Kinderfest. 2. Kaum waren die durch die hussitischen Raubzüge geschlagenen Wunden etwas vernarbt, als ein neues Unglück über Sachsen hereinbrach. Als Kurfürst regierte Friedrich Sachsen allein; in den andern Landestheilen (— Meißen und Thüringen —) führte er die Herrschaft mit feinem Bruder Wilhelm gemeinsam. Auf des Letzteren Drängen theilten jedoch im Jahre 1445 die Brüder die bis dahin gemeinschaftlich regierten Länder. Friedrich erhielt Meißen, Wilhelm Thüringen. Dieser aber war mit seinem Theile unzufrieden. Dazu reizten ihn böse Rathgeber noch mehr gegen den Bruder auf. In gegenseitiger Erbitterung griff man zu den Waffen; es entbrannte ein Krieg, welcher den häßlichen Namen „der Bruderkrieg" führt; durch ihn tour-den Thüringen und Meißen fünf Jahre hindurch von neuem schrecklich verwüstet. Eigentliche Schlachten wurden in diesem Kampfe wohl weniger geschlagen; dafür aber zerstörte man, was man zerstören konnte. Felder, Gärten und Scheuern wurden geplündert, die Heerden hinweggetrieben, die Häuser eingeäschert; die Städte belagerte man und brannte sie nieder; bei der Eroberung von Gera kamen allein 5000 Menschen um das Leben. Dabei stockten Handel und Gewerbe, und der Ackerbau lag darnieder. Die Sanstmuth Friedrichs führte endlich zum Frieden. Beide Fürsten standen, zum Kampf gerüstet, mit ihren Truppen sich gegenüber. Da trat zum Kurfürst Friedrich ein Büchsenmeister; das war ein Mann, der mit den neu erfundenen Schießgewehren, den Donnerbüchsen, wohl umzugehen verstand. Er erbot sich, den Herzog 6

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 116

1880 - Halle : Anton
116 Was kostet unser Fried? O wie viel Ströme Blut! Was kostet unser Fried? O wie viel Tonnen Gut! Ergetzt er auch dafür und lohnt so viel Veröden? Ja; — wem? — Frag' Echo drum! — Wem meint es wohl? — Den Schweden. 2. Schrecklich waren die Wunden, die der Krieg geschlagen; nur langsam konnten Land und Volk sich wieder erholen. Deutschland war verödet. Tausende von Ortschaften waren verschwunden, und statt volkreicher Städte und blühender Dörfer fand der heimkehrende Soldat nur Aschenhaufen und Trümmer. Zwei Drittheile der Bewohner waren durch Schwert, Hunger, Krankheit und Martern hinweggerafft. Augsburg zählte einst 90000 Einwohner, nach dem Kriege schlichen noch 6000 durch die weiten, stillen Gassen; Freiberg war vorher eine blühende Stadt von 30000 Seelen, nach dem Friedensschlüsse waren nur noch einige Tausend übrig. Man konnte wohl viele Meilen weit wandern und sah nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling; hie und da nur fanden sich vielleicht in einem Orte ein alter Mann, ein Kind oder ein paar alte Frauen. — Der Ackerbau lag völlig darnieder. Ueberall fehlte es an Zugvieh zur Bestellung, und wer hätte sich auch während des Krieges die Mühe nehmen sollen, etwas zu säen, da er doch gewiß sein konnte, nichts ernten zu dürfen oder daß ihm, was er geerntet, alsbald wieder geraubt werden würde! So blieben die Aecker brack liegen, und viele der Felder und Wiesen waren mit Buschwerk überdecktes Haideland geworden. — Gewerbe und Handel, die früher so geblüht hatten, stockten gänzlich, und Kunst und Wissenschaft, die nur im Frieden gedeihen, waren aus Deutschland verscheucht. — An Kirche und Gottes Wort wurde wenig gedacht; dafür war der Unglaube allgemein, und mit dem Unglauben wuchs der Aberglaube. Wo irgend Unglück auftrat, Mißwachs, Ungewitter, Viehseuche und dergleichen, da schob man es den Hexen zur Schuld, die man im Bunde mit dem Teufel wähnte, und verbrannte sie massenhaft. Sitten-losigkeit und Rohheit war überall eingerissen. Und wie jämmerlich stand Deutschland den andern Völkern und Staaten gegenüber da! Durch den langen Krieg hatte es sich selbst zerfleischt, seine Macht war gesunken, sein Ansehen und seine Ehre dahin; fremde Völker hatten sich auf seine Kosten bereichert und redeten nun in alles hinein, was sie doch im Grunde nichts anging — und das wurde um so schlimmer, je mehr die deutschen Fürsten selbst von einer Unterordnung unter einen Oberherrn nichts wissen mochten, je mehr sie in ihrer Selbstsucht vergaßen, was ihnen der Dichter zurief: „Der Fürsten gleiche Macht und Würde ist stets des Reiches Schmach und Bürde." Die kaiserliche Macht sank zum 6losen Schatten herab, Deutschland war in eine Menge einzelner kleiner Ländchen zersplittert.

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 132

1880 - Halle : Anton
132 Friede geschlossen. Eigentlich war der ganze Krieg umsonst gewesen, denn Friedrich behielt Schlesien; eins aber hatte er sich durch den furchtbaren Kampf neu errungen: die Bewunderung von ganz Europa und den Beinamen des Großen. — Festlich wollte Berlin ihn bei seiner Heimkehr empfangen; aber in aller Stille begab er sich nach Charlottenburg. Hier, in der Schloßkirche, mußten seine Sänger und Musiker das Lied „Herr Gott, dich loben wir —" anstimmen. Ganz allein erschien der König in der Kapelle; bei den Klängen des Lobgesanges sank er auf die Knie, Thränen rollten ihm über die Wangen, und von ganzem Herzen dankte er Gott für die so sichtbar erfahrene Hilfe in dem schweren, nun glücklich beendeten Kampfe. 8. Groß war die Noth, welche dieser letztere über Deutschland gebracht hatte. Manche Gegenden, besonders die, in denen Franzosen und Russen gehaust, lagen verödet, wie im 30jährigen Kriege; ganze Dörfer waren ausgestorben und in Trümmer und Asche umgewandelt, und wo es auch nicht so schlimm stand, da fehlte es doch an Vieh, an Saatkorn und an Händen, um die Aecker zu bestellen. Hunderttausende von Kriegern waren in den blutigen Schlachten gefallen, und schwache Weiber führten den Pflug, weil die Männer das Schwert hinweggerafft hatte. Besonders viel hatte Sachsen gelitten. Bald waren die Preußen, bald die Oestreicher, bald beide Parteien Herren des armen Landes; öfters standen die feindlichen Heere monatelang in befestigten Lagern einander gegenüber; die Heere aber mußten auf Kosten des Landes erhalten und außerdem unerschwingliche Steuern gezahlt werden. Zittau wurde von den Oestreichern in den Grund geschossen und Dresden von den Preußen bombardirt. — 9. Nach dem Friedensscklusse regierte Friedrich noch 23 Jahre. Die Geschichte nennt ihn mit Recht „den Großen". Er zeichnete sich durch weise Sparsamkeit aus und lebte so einfach, daß er jährlich von der Summe, die für seine Hofhaltung ausgesetzt war, wohl eine Million Thaler erübrigte. Trotz der langen Kriege, die er geführt, hinterließ er doch einen Schatz von 70 Millionen Thalern und ein wohlgerüstetes Heer von 200000 Mann. Ueber alles liebte er Gerechtigkeit; niemandem sollte Unrecht geschehen; ohne Ansehen der Person sollten die Richter das Urtheil sprechen, denn, sagte er, d er geringste Bauer, ja der Bettler sei ebenso wohl ein Mensch als der König, und vor dem Gesetz seien alle Menschen gleich. (Die bekannte Geschichte vom Müller von Sanssouci zeigt, wie auch er sich keinen Eingriff in fremdes Recht erlaubte.) Unermüdlich war Friedrich thätig. „Nichts hat mit dem Tode mehr Ähnlichkeit als Müßiggang," war seine Meinung. Früh um 4 Uhr, ja im Sommer um 3 Uhr schon erhob er sich vom Lager; den größten Theil des Tages verwendete er aus Regierungsgeschäfte, die er allein besorgte, denn seinen Ministern überließ er nur die Ausführung seiner Befehle. Zur Erholung beschäftigte er sich mit Wissenschaft, Dichtkunst und Musik, vor allem blies er gern die Flöte.

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 2

1880 - Halle : Anton
2 Von den Kelten wurden unsre Vorfahren „Germanen", d. H. „Nachbarn" genannt. Andre freilich leiten diesen Namen von „Ger", d. H. „Speer" ab, so daß Germanen oder dann eigentlich Germannen „Speermänner" bedeuten würde. Sie selbst nannten sich später „Deutsche", d.h. „Volk". Erst im 10. Jahrhundert aber ist dieser Name aufgekommen; Otto I. heißt zuerst urkundlich „König der Deutschen." 4. Die alten Deutschen zeichneten sich durch hohenwuchs, blaue Augen, röthlich-blondes Haar und weiße reinehaut-färbe vor andern Völkern aus. Sie kleideten sich in Pelze und in Gewänder aus gewebten Stoffen. Alle trugen sie einen Mantel aus Thierfellen oder Leinwand, auf der linken Schulter mit einer Spange oder, wenn es daran fehlte, mit einem Dorn zusammengehalten. Der Arme begnügte sich mit diesem Kleidungsstück. Der Wohlhabende dagegen trug einen kurzen, anliegenden Rock, über den dann ein Mantel aus Fellen oder Pelzen geworfen wurde. Die weibliche Tracht war von der männlichen nicht verschieden; nur hüllten sich die Frauen häufiger in leinene Gewänder, welche Schulter und Arme nackt ließen und die mit bunten Streifen verziert waren. — Bei Männern und Frauen wallte das Haar in üppiger Fülle über die Schultern lang hernieder; der Bart wurde voll getragen; dem unfreien Manne wurde beides geschoren. Abgesondert und zerstreut siedelten sich die Germanen an, wo gerade ein Quell, ein Fluß oder ein Gehölz sie dazu einlud. In die Mitte ihrer Besitzung bauten sie aus unbehauenen Baumstämmen und Lehm die Hütte, deckten sie mit Rohr oder Stroh und übertünchten sie hie und da mit glänzender weißer Erde. Im Winter suchten wohl auch viele in Erdhöhle« Schutz vor der Kälte. Die ganze Besitzung wurde eingehegt oder eingefriedigt, d. H. mit Pfahlwerk umgeben. Sie war des Deutschen unverletzliches Heiligthum; er duldete nicht, daß ihm jemand unbefugter Weise „in’8 Gehege" kam und betrachtete jedes unberechtigte Eindringen als Friedensbruch. Eine Anzahl solcher Einzelbesitzungen bildeten einen Weiler oder ein Dorf. Ein solches altdeutsches Dorf bestand demnach nicht aus zusammenhängenden Gassen, sondern aus einer Menge vereinzelter, auf weiter Fläche zerstreuter Höfe. Alle zu einem Volksstamme gehörigen Dorfgemeinden bildeten einen Gau. Der Gau war mithin die vom ganzenvolks-ftamme bewohnte Landschaft. 5. Ein römischer Kaiser (Titus) urtheilte über unsere Vorfahren: „Groß sind die Leiber der Germanen, aber größer noch ihre Seelen." Muth und Tapferkeit, Freiheitssinn und Vaterlandsliebe, Treue und Gastfreundschaft waren die lobenswerthen Eigenschaften der alten Deutschen. Gastlicher Bewirthung über-

9. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 59

1880 - Halle : Anton
59 gen — jemand aus dem Sattel heben, auf den Sand setzen — mit offenem Visir kämpfen — einen über den Haufen rennen :c.). 7. Durch die Kreuzzüge gelangte das Nitterthum zur höchsten Blüthe. Galt es doch, für eine heilige Sache zu streiten und allerlei Abenteuer zu bestehen. Es bildeten sich sogar sogenannte Ritterorden (— Rittergesellschaften, Ritterverbindungen), die es sich zur Aufgabe machten, gegen die Ungläubigen zu kämpfen, die christlichen Pilger zu schützen und die Kranken zu pflegen.. Später, nach der Mitte des 13. Jahrhunderts, sank der Ritter stand. Viele der Ritter gewöhnten sich an ein Räubcrleben; sie lebten vom „Stegreif" (= Steh-greif; sie standen gleichsam auf der Lauer, um zuzugreifen). Von ihren Burgen herab, die sie an den Usern schiffbarer Flüsse oder an den Seiten belebter Straßen erbauten, überfielen sie die vorüberziehenden Wanderer, besonders die Kaufleute mit ihren Waarenzügen. Die Waaren wurden geraubt, die Kaufherren aber als Gefangene in das Burgverließ (— das dumplige, modrige Erdgeschoß des Wartthurms) geschleppt, bis sie sich mit schwerem Gelde lösten. Ii. Das Mönchswesen. 1. Iu den ersten Jahrhunderten de'r christlichen Kirche hatten die Bekenner der neuen Religion harte Verfolgungen auszustehen. Um denselben zu entgehen, zogen sich viele C.hristen in einsame Gegenden und Einöden zurück. Später thaten andere dasselbe, weil sie sich einbildeten, fern von dem Geräusche und den Versuchungen der Welt Gott besser dienen und somit größere Frömmigkeit erlangen zu können. Man nannte diese Leute Einsiedler oder Eremiten. Nicht selten erfanden einzelne Schwärmer dazu noch allerlei unsinnige Selbstpeiniguugen; so brachte einer — man nannte ihn den Säulenheiligen — 30 Jahre auf einer Säule stehend ohne Obdach zu. Allmählich thaten sich diese Einsiedler zu Vereinen zusammen: sie wohnten in gemeinsamen Gebäuden nach einer gemeinsamen Lebensregel bei einander. Die einem solchen Vereine Angehörigen nannte man „Mönche", d. H. Einsamlebende; ihre Wohnung hieß „Kloster"; der Vorsteher eines solchen Klosters aber führte den Namen „Abt" (— von „Abba" — Vater). Auch Frauen wählten nicht felten eine ähnliche Lebensweise; sie hießen dann „N o n n e n", ihre Vorsteherin wurde „A e b t i s s i n" genannt. 2. Ursprünglich entstand dieses Kloster- und Mönchswesen im Morgenlande; gar bald aber verbreitete es sich auch nach Europa, und im Mittelalter gewann es die größte Ausdehnung; ein Kloster zu stiften, galt damals als ein besonders verdienstliches Werk. Es bildeten sich sogenannte Mönchsorden; die, welche einem solchen Orden angehörten, richteten sich alle nach einer gewissen

10. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 29

1880 - Halle : Anton
29 Da sprach nach rechts der Kaiser mild: „Habt Dank ihr frommen Knaben, Ihr sollt an mir den gnäd'gen Herrn, den güt'gen Vater haben; Und ob ihr armer Leute Kind und Knechtessöhne seid: In meinem Reiche gilt der Mann und nicht des Mannes Kleid." Dann blitzt sein Blick zur Linken, hin wie Donner klang sein Tadel: „Ihr Taugeuichtse, bessert euch, ihr schändet euren Adel! Ihr feinen Pnppchen, trotzet nicht auf euer Milchgesicht, Ich frage nach des Mann's Verdienst, nach seinem Namen nicht." Da sah man manches Kinderaug' in frohem Glanze leuchten Und manches stumm zu Boden sehn und manches still sich feuchten. Und als man aus der Schule kam, da wurde viel erzählt, Wen heute Kaiser Karl belobt und wen er ansgeschmählt. Heroli. Karl pflegte die deutsche Sprache. Die alten deutschen Heldenlieder sammelte er; den Monaten gab er deutsche Namen: Wintermonat, Hornung (— weil die Hirsche im Februar ihr Geweih ablegen), Lenzmonat, Ostermonat, Wonnemonat, Brachmonat (— weil im Juni das brachgelegene Feld gepflügt wurde), Heumonat, Erntemouat, Herbstmonat, Weinmonat, Windmonat, Christmonat. 4. Karl sorgte für den Wohlstand seines Volkes, indem er den Acker- und Gartenbau zu fördern nndhandel und Verkehr zu heben suchte. Ueberall ließ er Dörfer anlegen, Wälder ausroden, Sümpfe austrocknen und Einöden in lachende Fruchtfelder umwandeln; auf seinen 129 Gütern legte er Musterwirthschasten an; hier hielt er auf strengste Ordnung, sah selbst alles nach, prüfte die Rechnungen und schrieb vor, wie Butter und Käse, Honig und Wachs bereitet, wie Wein gepreßt und Bier gebraut werden sollte. An günstig gelegenen Orten gründete er Handelsplätze; über Flüsse ließ er Brücken bauen; Ströme ließ er durch Kanäle verbinden, und bei seinen Pfalzen (— königliche Güter) ließ er Wirthshäuser herstellen, um den Reisenden ein Unterkommen zu verschaffen. Iv. Karl war groß als Mensch. Größe, Kraft und königliche Haltung des Körpers zeichneten ihn aus. Karol war von Anblick herrlich, Mächtig seine Brust und Glieder; Wie des Löwen Augen funkeln Feurig seine hohen Blicke, Wen er ansah, mußte oftmals Vor dem Blicke blos erzittern. Seine Länge maß acht Fuße, Königlich war feine Stirne. Ausgelernt war er im Kampfe Und an Kraft fast wie ein Riese. — Seine Stärke war so mächtig, Daß er oftmals einen Ritter, Ganz geharnischt und gerüstet. Aus der stachen Hand gen Himmel Hoch erhoben in die Lüfte. Schlegel.
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